Toller Einsatz unserer Schülerinnen!
Wir sind sehr stolz auf unsere Schülerinnen Shila Ouertani und Nicole Eray und ihren Einsatz! Sie haben sich mit einem offenen Brief zur Miniserie “Ehrenpflegas” (Teil der Kampagne „Mach Karriere als Mensch“) geäußert. Lest hier ihren Brief:
Positionspapier zur Miniserie “Ehrenpflegas” (Teil der Kampagne „Mach Karriere als Mensch“) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zur generalistischen Pfegeausbildung.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat eine Kampagne „Mach Karriere als Mensch!“ mit einer fünfteiligen Miniserie „Ehrenpflegas“ gestartet. Damit möchte die Familienministerin Frau Dr. Franziska Giffey einen Beitrag zur Attraktivität des Pflegeberufes leisten.
Zunächst möchten wir positiv herausstellen, dass der in Deutschland vorhandene Pflegekräftemangel auch in der Politik wahrgenommen wird und nach Lösungen gesucht wird, dieses immer größer werdende Problem auf Bundesebene zu lösen. Die Reform der Pflegeausbildung ebenso wie gezielte Werbung für die Ausbildung in der Pflege sind in diesem Zusammenhang sinnvolle und wichtige Schritte.
Dennoch erkennen wir große Defizite in der Umsetzung dieser Werbung in Form der Miniserie „Ehrenpflegas“. Frau Giffey äußerte dazu: „Mit der Miniserie ‘Ehrenpflegas’ wollen wir die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt abholen und genau dort erreichen, wo sie sich Informationen holen: in den sozialen Netzwerken. (…)“ (Quelle: https://www.bmfsfj.de/…/ehrenpflegas-miniserie-neue-…/161080). Wir, als Auszubildende in der Pflege stellen uns die Frage, welche Informationsquelle die Macher des Films nutzten, um die Lebenswelt junger Menschen zu visualisieren und damit einhergehend welches Bild der Jugend politisch dargestellt werden soll. Bereits die Initiative „Fridays for Future“ zeigt, dass die politische Ebene beginnen muss, mit jungen Menschen zu kommunizieren und nicht über sie.
In diesem Zusammenhang möchten wir auch den Titel der gesamten Kampagne „Mach Karriere als Mensch“ stark kritisieren und auch hier noch einmal auffordern diese Formulierung zu erläutern. Der Pflegeberuf ist eine Profession wie viele andere Berufe im sozialen Sektor. Karriere wird demnach nicht als Individuum, in Form der Persönlichkeitsentwicklung, gemacht, sondern vielmehr durch das Erwerben vielfältiger interdisziplinärer Kompetenzen und einem großen Spektrum an Fachwissen und genau das wird durch den Slogan nicht hervorgehoben.
Sicher ist, dass die Entscheidung für eine Pflegeausbildung kein Ergebnis diverser Ausbildungsabbrüche und fehlender Alternativen sein darf, sondern eine bewusste Entscheidung für die Arbeit mit pflegebedürftigen Menschen sein muss.
Auch dem Anspruch „über die neue Pflegeausbildung informieren (zu) wollen“ (Quelle: Ebd.) wird die Miniserie kaum gerecht. Zwar wird deutlich, dass die Ausbildung nun reformiert wurde. Jedoch werden die tatsächlichen Handlungsfelder und die damit einhergehenden Anforderungen an eine ausgebildete Pflegefachkraft nicht deutlich. Das Gegenteil ist der Fall, der Pflegeberuf wird vielmehr als ein „Chillen mit den Alten“ abgebildet und karikiert den gesamten Berufsstand.
Die Miniserie bedient sich dabei schlichter Stereotypen wie dem Schulabbrecher mit Migrationshintergrund. Sie ist rassistisch, diskriminierend, sexistisch und damit schlussendlich kontraproduktiv.
Der Entschluss eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu absolvieren ist eine Entscheidung, die aus Fürsorge und Respekt resultieren muss. Die Ausbildung ist vielfältig in ihren Handlungsfeldern, ebenso wie die Menschen, die sie ausüben. Pflegekräfte sind keine Mediziner zweiter Klasse, sondern Pflegefachkräfte, die ihre Profession in der Pflege und Fürsorge hilfebedürftiger Menschen finden. Sie lindern Leiden, verhüten Krankheiten und sind beteiligt an der Wiederherstellung der Gesundheit.
Unsere Forderungen an das Ministerium lauten deshalb: Das Entfernen dieser Miniserie auf allen medialen Plattformen, sowie eine öffentliche Entschuldigung an das gesamte
Pflegepersonal des Bundes.
Die derzeitige Pandemie zeigt deutlich, dass wir Pflegefachkräfte für das System von hoher Bedeutung sind.
Shila Ouertani und Nicole Eray